Dienstag, 17. September 2019

Alle Wege führen nach Rom... zurück

Lange Zeit bin ich weit weg von Rom geblieben. Nur mit kurzen Abstechern bin ich ab und dann zurück, ohne Zeit zu haben, mir die Stadt genau anzusehen. Nun habe ich mir die Zeit genommen und fast wie ein Tourist bin ich einmal voller Neugierde in meine Stadt zurück. Ein Billigflug hat mich durch den internationalen Flughafen „Leonardo Da Vinci“ in die Stadt wieder eingeführt.
  Sofort erschien mir alles neu und irgendwie fremd. Als ich das letzte mal über den selben Flughafen abgeflogen war, war die ganze Anlage noch fest in staatlicher Hand. Mühsam, aber geordnet vorsichtig, entwickelte sich das Komplex damals weiter. Polizei und Carabinieri wachten gemütlich, unauffällig und höflich in der großen übersichtlichen Halle. Einige dutzend Schalter reichten aus, um die Schlangen abzuarbeiten und die Sicherheitskontrollen waren mehr oder weniger eine Formalität, in einer Zeit in der Mineralwasserflaschen non als ungefährlich galten.
  Jetzt war alles neu und nichts erinnerte mehr an den alten Flughafen. Hilflos steht man vor einem bunten und schrillen Tsunami aus Werbung, Buden, Geschäfte, Ansagen, Plakate und umherirrende Touristen die nicht immer genau wissen, in welche Richtung sie laufen sollen. Private Security-Fritzen, in amerikanisch anmutender Uniform schauen sich misstrauisch um und laufen wie es die Amis in den Fernseh-Krimis tun. Einmal draussen, auch ein ganz neuer Anblick: Die Parkplätze sind über mehrere Etagen in die Höhe gewachsen und lange riesige Schläuche führen zum Zug der direkt zum Hauptbahnhof Termini mitten in die Stadt fährt. Von der Hochbahn aus konnte ich auch weiter nur neue Gebäude und staubige Baustellen sehen, die Grünanlagen sind weg und sogar die Statue von Leonardo Da Vinci musste der Bauwut entweichen und lauert jetzt in einer Ecke wie ein vergangenes Stück Geschichte, die vorbei ist.
Blick über Rom vom Janiculus aus in Richtung Lateran (cl)
  Auf dem Weg nach Rom kam mir die Aussicht wieder etwas gewohnt vor, und ich konnte über den letzten Stück des Tibertals und den sanften Hügeln der Campagna hinaus die Konturen der Albaner Berge wohl erkennen, was mir endlich ein heimisches Gefühl gab. Auf dem Weg also alles wie sonst, ausser kleinen Änderungen und die erste Überraschung kommt erst mit dem einstigen fehlgeborenen Air Terminal Ostiense, was ich nur als Invest-Ruine der Fußballweltmeisterschaft von 1990 und Kathedrale in der Wüste kannte. Auf dem einst verlassenen Parkplatz war nun noch kaum eine Parkmöglichkeit zu finden und durch die riesigen Fensterbögen konnte ich reges Leben sehen. Seit kaum einem Jahr ist hier ein großes Kaufhaus eingezogen, in dem man alles vom Besten der italienischen Gastronomie finden kann, für Rom eine echte Neuigkeit, die gut zu funktionieren scheint.
  In Termini, dem Hauptbahnhof, noch einmal alles anders wie einst gewohnt, sehr neu und vor allem kommerziell; man könnte fast glauben, dass in einem großen Einkaufszentrum so nebenbei auch noch Züge ankommen. Aus dem Getümmel heraus wird man aber wie einst ausserhalb der Bahnhofshalle hinter dem Autobusgewimmel von den imposanten Ruinen der Thermen des Diokletian begrüßt, unter dessen Gewölben Michelangelo die Basilica Santa Maria degli Angeli realisierte.
  Noch mehr vom guten, alten Rom erlebt man im Herzen der Stadt. Gassen und Plätze, in denen es kein Autoverkehr mehr gibt, haben nur kleine Veränderungen über sich ergehen lassen. Piazza Navona, Campo de' Fiori, Piazza Farnese und die anderen berühmten Stätten der Innenstadt haben ihre Faszination beibehalten. Wenn man dann auf den Janikulus steigt, unterbreitet sich den Augen die Ewige Stadt in seiner vollen Pracht, und man hat die beruhigende Sicherheit, endlich wieder in Rom zu sein.